Rezension in Ablaze
Wenn der Himmel voller Geigen hängt, ist Armageddon nahe. Zumindestens auf der genialen Debüt-CD von ELEND, einem österreichisch / französischen Freundschaftsprojekt, ist dies der Fall. Erdacht und geplant von den beiden Violinisten Renaud Tschirner und Iskandar Hasnawi: die Vertonung John Miltons „Paradise Lost“-Epos über die Rebellion und den Sturz des Erzengels Luzifer. Ehrgeistiger noch als der Gedanke wurde die Ausführung des Projektes. Komponiert wurde ein wunderschönes Stück klassischer Musik, angelehnt an die Strukturen alter Meister, verfeinert mit Synthies und Vocals, welche vom Erzählstil angefangen über BURZUM-artige Schreie bis hin zur engelsgleichen Stimme von Sängerin Eve Gabrielle Siskind den gesamten für ein Werk dieser Art kompatiblen Rahmen abdecken. Keine Drums, keine Gitarren, ganz bestimmt kein Metal, dafür Violinen, Synthies, Orchester und überirdische Vocals. Die „Lektionen der Finsternis“ werden in äußerst ruhiger aber andauernd spannender und unglaublich bombastischer Art und Weise erteilt. Besonders die kompositorische Qualität hebt diese CD weit über alle sowieso nur ansatzweise vergleichbaren Werke der elektronischen Musik hinaus. Die mitteleuropäische Antwort auf Bands wie DEAD CAN DANCE offenbart eine neue Dimension für alle, die Black Metal wirklich als schwarze Musik verstanden haben.
Bruder Clé
Ablaze Nr. 3, Jan/Feb 95