Rezension in Rock Hard
Die normale Metal-Meßlatte kann man an diese Scheibe beim besten Willen nicht anlegen. Weder wummernde Drums noch kreischende Gitarren oder gar ein gurgelnder Sänger bestimmen den Charakter dieses Kunstwerkes. Stattdessen bietet der Silberling durch die orchestralen Keyboards, die Opernstimmen und die feierlich-sakrale Atmosphäre einen symphonischen Brückenschlag von der katholischen Liturgie über den Bombast Richard Wagners bis hin zum Gothic-Sound von Dead Can Dance. Inhaltlich und musikalisch knüpft die österreichisch-französische Band mit „Les Ténèbres du Dehors“ („Die äußere Finsternis“) nahtlos an ihr Debüt „Leçons de Ténèbres“ an. Die düsteren, schwermütigen und teilweise sehr dramatischen Arrangements zeigen, daß die vier Musiker absolute Meister ihres Fachs sind. Bei der Produktion dieser Platte wurde garantiert nicht gespart. Der Sound ist kristallklar, und mit den sechs- bis zwölfstimmig gesungenen Chorpassagen wurde ein Wahnsinnsaufwand betrieben, um eine größtmögliche Transparenz und Schönheit zu erreichen.
Man fragt sich, wie und vor allem wo die vier Musiker das live hinbekommen wollen. Lediglich eine Kirche oder ein Opernhaus würden für die geniale Musik den richtigen akustischen Rahmen bieten. Eigentlich verdient diese CD die Höchstnote, doch wie soll dann noch eine Steigerung möglich sein?
9,5/10
Kai Wendel
Rock Hard 5/96 (Nr. 108, Mai 1996)