Rezension in Obliveon

Elend haben mit ihren vorangegangenen Epen alle Höhe und Tiefen klassisch beeinflusster Musik ausgelotet. Brachiale Urgewalt, monumentale Chöre, Wagnerianischen Bombast, aber auch romantische Interludien voller Anmut und zerbrechlich wirkender Arrangements. Mit "Sunwar The Dead" folgt nun der aus der Sicht Elends folgerichtige Schritt, sich modernen klassischer Kompositionsformen zuzuwenden, sich ihrer zu bedienen und diese mit Einflüssen, nicht unähnlich denen der letzten Dead Can Dance-Alben, zu etwas neuem und vollkommen Einzigartigem zusammenzufügen. Diese Komplexität in nur wenigen Hördurchgängen zu erfassen ist ein hoffnungsloses Unterfangen, sowohl in kompositorischer Hinsicht, aber auch was die Instrumentierungen und die Arrangements angeht. Als Einflüsse zum neuen Album nennt das Info der Plattenfirma Komponisten wie Stockhausen, Xenakis oder Pendercki, und wer sich auch nur ansatzweise mit klassischer Musik beschäftigt hat, wird somit erahnen, welch brilliantes, aber auch welch schwer zugängliches Werk einen hier mit "Sunwar The Dead" erwartet. Atonalität, avantgardistische Tendenzen, überfallartige Dynamikwechsel, aber auch verträumte, in Melancholie und Romantik schwelgende Arrangements und Tonfolgen. Es wird nicht Wenige geben, die mit der Vielschichtigkeit dieses überaus genialen Werkes überfodert sein werden, doch wer sich wirklich Zeit für die elf Kompositionen dieses Opus nimmt, wird die sich daraus ergebende Suchtgefahr nach mehr nicht von der Hand weisen können. Schlichtweg brilliant.

10/10 - MK