Rezension in The Gothicworld

Mit ihrem "Officium Tenebrarum" haben Elend zwischen 1994 und 1998 schon Musikgeschichte geschrieben und sich ein Denkmal gesetzt. Danach wurde es still und die einzelnen Mitglieder waren in Projekten tätig, die nie das Licht der Öffentlichkeit erblickten. Im letzten Jahr meldeten sich Iskandar Hasnawi, Sebastien Roland und Renaud Tschirner mit Winds Devouring Men fulminant zurück und erklärten gleich, dass es sich diesmal um einen fümf Alben umfassenden Zyklus handeln wird. Mit Sunwar the Dead legen Elend nun den zweiten Teil dieser Tetralogie vor, und was soll man schon groß dazu sagen? Worte erscheinen viel zu belanglos um das Dargebotene zu beschreiben.

Elend im Jahre 2004 heißt: Noch mächtiger, noch bombastischer, noch düsterer, noch gehaltvoller, noch intensiver, noch vertrackter, noch klassischer, noch industrieeller, noch schöner, noch ausgefeilter, noch beeindruckender... noch... noch... noch... Zum ersten Mal konnten sich Elend einen Traum erfüllen und mit einem echten Klassikensemble und einen richtigen Chor arbeiten. Das macht die Produktion insgesamt natürlich noch breiter, noch fetter, noch erschlagender. Davon abgesehen, sind Elend aber immer noch Elend. Schaffen Musik die in einem hohen intellektuellen Anspruch Elemente von Industrial, Elektronik, Klassik, Musice Concrète, K.H. Stockhausen, I. Xenakis, P. Eötvös und einen an den männlichen Part von DEAD CAN DANCE erinnernden Gesang verbindet. Daraus ein Werk schafft, das in seiner Emotionalität, düsteren Tiefe, musikalischen Vielfalt und filigraner Kompostionsarbeit einmalig ist, und allenthalben nur mit Elend selbst verglichen werden kann.

Sunwar the Dead ist keine CD die man eben mal so nebenbei hört. Dies ist der dunkle Soundtrack zu einem Film der noch nicht gedreht wurde, aber mit Sicherheit auch nie gedreht werden wird. Denn welche Bilder sollen diese Tiefe an Gefühl und Musik umsetzen, außer die Bilder im eigenen Kopf?

Wenn ich mal gesagt habe, dass ich seit der "Children of God" von den SWANS auf der Suche nach einer Musik bin, die gleichermaßen so düster, schön, faszinierend, brutal, schmerzvoll und ergreifend ist, dann kann ich jetzt sagen dass es zwei Projekte gibt, die mir diese Suche erleichtern. SOPOR AETERNUS und eben Elend. Dabei geht es nicht darum, dass sie sich musikalisch in irgendeiner Form ähneln. Nur um dass Gefühl dass sie auslösen. Der Strudel in den man schon im letzten Jahr mit Winds Devouring Men gezogen wurde, und aus dem es kaum ein Entrinnen gab, der ist mit Sunwar the Dead noch tiefer geworden. Und ich habe fast Angst vor dem Tag, an dem alle fünf Alben dieses Zyklusses vorliegen. Denn was soll danach noch kommen?

(c) Thomas Sabottka