Rezension in Orkus
Die Reise geht weiter. Immer noch im Sturm, immer noch reißen an den Segeln die Winde, alles droht zu zerbersten. Die Ruhe ist nur Vorbereitung, trifft auf immer wieder auflebende gewaltige Bewegung. Überhaupt: Der Vortex, das Movement, immer wieder getrieben von Streichern, von Pauken gepeitscht ist das Motiv der Bewegung in Musik umgesetzt, jedoch niemals aus eigenem Antrieb, vielmehr wirkt es gehetzt, gejagt. Sunwar the Dead knüpft direkt an den Vorgänger Winds devouring Men an, lässt zwar Überraschungsmomente vermissen, überrumpelt aber wieder mit etwas kräftigeren aufbrausenden Klangstücken, mit Anspielungen an die musikalische und literarische Avantgarde - Anlehnungen an die Musique Concrete und Musique Brut werden deutlich. Auch literarisch ein Epos im Sinne Ezra Pounds, mit Versatzstücken aus einer Jahrhunderte währende Kulturtradition, komplex, spröde, oft unzugänglich, faszinierend - Über die Musik ist Vermittlung möglich. Hier wird der literarische Kontext zu Klangfarbe, in den tonalen Stimmungsbildern werden die Emotionen greifbar vermittelt. Die Bewegung bleibt erhalt, nach vorne getrieben wird das orchestrale Werk auf dem nächsten Album fortgesetzt. Ein Übergang, eine ständige rite de passage, die jedoch in eben dieser Transitfunktion die rasch vorüber ziehende Odyssee verdeutlicht. (9)
Martin Kreischer