Rezension in Metal Hammer

Ihre ersten drei Alben zwischen 1994 und 1998 fasste das französisch-österreichische Projekt Elend unter dem Titel OFFICIUM TENEBRARUM zusammen und schuf damit einen Meilenstein, was die intellektuelle Verbindung von Gothic, Industrial und klassischer Musik anging. Nach einer langen Pause begannen sie vor gut einem Jahr mit WINDS DEVOURING MEN einen neuen, diesmal auf fünf Alben angelegten Zyklus. Der jetzt vorliegende zweite Teil verspricht, daß dieser noch abwechslungsreicher und ergreifender werden könnte als der erste. Denn wo WINDS DEVOURING MEN noch sehr starke Gothic-Industrial-Anklänge hatte, bringt SUNWAR THE DEAD wieder die gesamte, noch gewachsene orchestrale Kompetenz von Elend ins Spiel - was wohl auch der Tatsache zu verdanken ist, daß sie erstmals mit richtigen Musikern arbeiten konnten. Das wiederum führte zu einer Reduktion der eingesetzten Mittel - orientierten sich die OFFICIUM-Alben noch stark an den monströsen Arrangements von Richard Strauss, so treten jetzt minimalistische und teilweise atonale Inszenierungen stärker in den Vordergrund. Insgesamt ein sehr anspruchsvolles Werk, das sich nicht im Vorübergehen erschließt, aber bei allem theoretischen Überbau eine faszinierend vielschichtige, sehr erhabene, wenngleich meist düstere Atmosphäre aufbaut, die auch Sterbliche, die nicht die Weihen eines Konservatoriums tragen, tief im Herzen berührt.

6
Robert Müller