Rezension in Orkus

Es ist langsam zu einem Klischee geworden. Bei jedem neuen Album der französisch-österreichischen Formation Elend wird behauptet, dies sei nun noch düsterer als alles Material davor, ja sogar das dunkelste überhaupt. Das soll hier vermieden werden – sagen wir einfach, /A World In Their Screams/ ist abgründig, makaber, dekadent. Eigentlich sollte sich der /Winds/-Zyklus, den Elend mit den beiden Platten /Winds Devouring Men/ und /Sunwar The Dead/ begonnen hatten, über fünf Scheiben erstrecken. Doch jetzt beendet man diesen mit dem aktuellen Werk vorzeitig. Nach der aufbrausenden Gewalt des letzten Albums zeigt sich hier nun der Effekt derselben: Leid, Tod, Verderben. Die Schreie der Geigen vereinen sich mit dem Kreischen der Menschen, aber mitnichten kehren Elend zu ihren Ursprüngen zurück. Vielmehr weidet man sich an einer Morbidität, die stark an Baudelaire und die dekadenten Poètes maudits erinnert. /A World In Their Screams/ ist allerdings merklich zugänglicher als /Sunwar The Dead/. Das kommt zum einen durch die weniger geschüttelten Stücke; die Platte scheint nicht so sehr von Winden zerfetzt wie der Vorgänger. Stellenweise kristallisieren sich klare Rhythmen heraus, eine Struktur taucht auf, an die man sich herantasten kann. Der zermalmende Bombast ist jedoch geblieben, und so sind Elend immer noch eine Formation, an die sich nur die Mutigsten, die Waghalsigsten trauen.
(10) Martin Kreischer